Ungesunde Entwicklung im Oderbruch

Karte zeigt die Konzentration von Massentierhaltungsanlagen in unserer erhaltenswerten Natur- und Kulturlandschaft

 

Mastanlagen im Oderbruch
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Die von einem Cloppenburger Investor geplante Putenmast in Reitwein ist eine von vielen Massenmastanlagen, die in den letzten Jahren im Oderbruch aus dem Boden gestampft werden. Derzeit sind allein für Geflügel schon über 20 Anlagen mit Zehn- bis Hundertausenden Tieren in Betrieb. Wenigstens neun weitere mit über einer halben Million Tierplätze befinden sich im Genehmigungsverfahren.
2017 lebten hier bereits fast 1,6 Mio Tiere in Massentierhaltung auf nur rund 900 km². Das entspricht knapp 95% der gesamten Massentierhaltung des Landkreises (Märkisch-Oderland) auf weniger als der Hälfte seiner Fläche. Würden die geplanten Anlagen in Betrieb gehen, müssten sich 64 Menschen mit 2250 Tieren einen Quadratkilometer teilen. Dann kämen auf jeden Menschen im Oderbruch 38 in Massen gehaltene Tiere, heute sind es schon etwa 28. Am gegenüberliegenden polnischen Ufer sieht es nicht besser aus. Dort ist unter anderem eine Tierfabrik mit 800.000 Legehennen in einem Natura2000 Schutzgebiet geplant.

Erhaltenswerte Natur- und Kulturlandschaft

Das Oderbruch ist eine bemerkenswerte Natur- und Kulturlandschaft. Über 200 z. T. seltene Arten leben in den Oderauen. Die Region wurde im Jahr 2020 für das europäische Kulturerbe-Siegel nominiert. Sie ist Erholungsraum für Urlauber und Vogelzuggebiet für Kraniche, Gänse und andere Wildvögel, für die große Schutzgebiete eingerichtet sind. Ein Teil des Geländes, auf dem in Reitwein die Putenmast entstehen soll, liegt in einem solchen Schutzgebiet.

Kampf gegen den Ausverkauf Ost 2.0

Landwirtschaft hat es im Oderbruch, das mit seinen fruchtbaren Böden über Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte „der Gemüsegarten Berlins“ war, immer gegeben. Jetzt verschläft die Region die Entwicklung Berlins zur Bio-Hauptstadt Europas. Die rasante Ausbreitung der industriellen Massentierhaltung wird vorangetrieben durch externe Investoren aus Niedersachen, den Niederlanden und anderswo. Sie gefährdet nicht nur die Tierwelt. Sie gefährdet auch die Bodenqualität und die lokale (Land-)Wirtschafts- und Dorfentwicklung. Sie gefährdet die Oder und die Ostsee, das Grundwasser und die Gesundheit der Bevölkerung. Deshalb haben sich inzwischen mehrere Bürgerinitiativen im Oderbruch gegründet, die zum Teil mit Erfolg gegen diese Anlagen vorgehen. Ein politisches Umdenken oder gar Umlenken ist bisher nicht zu erkennen.